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Experten warnen: Schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnarztbesuche steigern Krebsrisiko

Eine schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnarztbesuche spielen bei der Entstehung von Krebs der oberen Luft- und Speisewege eine Rolle. Auch der exzessive Gebrauch von Mundwasser kann eine weitere Ursache für diese Krebsform sein. Das ist das Ergebnis einer europaweiten Verbundstudie, an der das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) an der Universität Bremen mitgearbeitet hat. Die Studie hat das Internationale Institut für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordiniert. Leiter der Studie in Bremen war Wolfgang Ahrens, Professor für epidemiologische Methoden.

Die beteiligten Wissenschaftler identifizierten neue Risikofaktoren für Krebs der oberen Luft- und Speisewege (Mundhöhle, Kehlkopf, Rachen und Speiseröhre). Die Studie, die 1.962 Patienten mit Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs und weitere 1.993 gesunde Vergleichspersonen umfasste, wurde in 13 Zentren in neun Ländern durchgeführt und mit EU-Mitteln finanziert.

Nicht nur Rauchen und Alkohol sind Ursachen für Krebs

Rauchen und Alkoholkonsum – besonders in Kombination – verursachen die Entstehung von Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs. Auch ein niedriger sozioökonomischer Status ist ein anerkannter Risikofaktor für die Krebsentstehung. Wolfgang Ahrens, stellvertretender Institutsdirektor des BIPS und Professor für epidemiologische Methoden an der Universität Bremen, fasst es so zusammen: „Diese Ergebnisse sind sehr wichtig. Bisher war nicht klar, ob diese zahnmedizinischen Risikofaktoren unabhängig von den bereits bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und niedrigem sozioökonomischen Status wirken.”

Erstmals sei es gelungen, den Einfluss der einzelnen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und niedrigem sozioökonomischen Status voneinander zu trennen. Und obwohl mehrere Risikofaktoren in Kombination die Wahrscheinlichkeit für die Krebsentstehung erhöhen, fanden die Forscher heraus, dass schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnpflege als unabhängige Einflussfaktoren zu betrachten sind. Als Anzeichen für schlechte Mundgesundheit wurden in der Studie unter anderem häufiges Zahnfleischbluten und das Tragen von Zahnersatz angesehen. Seltenes Zähneputzen und seltene Zahnarztbesuche gelten als Anzeichen für schlechte Zahnpflege.

„Wer eine Prothese trägt, sollte auch regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle gehen“

„Menschen, die Prothesen tragen und keine eigenen Zähne mehr haben, sollten nicht glauben, Zahnarztbesuche seien überflüssig”, sagt Dr. David Conway, Dozent an der Zahnklinik der Universität Glasgow und Mitautor der Studie. „Im Gegenteil, wer eine Prothese trägt sollte trotzdem regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle gehen“, so der Wissenschaftler weiter. Die Häufigkeit der Zahnarztbesuche sollte vom Zahnarzt festgelegt werden. Normalerweise genügt einmal pro Jahr.

Exzessiver Gebrauch von Mundwasser erhöht Krebsrisiko

„Die ursächliche Rolle von Mundspülung bei der Krebsentstehung muss noch weiter untersucht werden“, so der Bremer Professor Wolfgang Ahrens. Die Studie zeigte, dass exzessiver Gebrauch von Mundwasser – mehr als dreimal pro Tag – mit einem erhöhten Risiko für Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs verbunden war. Dr. Conway empfiehlt Mundwasser nicht täglich zu benutzen. Das wichtigste sei das regelmäßige Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide in Kombination mit regelmäßigen Zahnarztbesuchen.

Ergebnisse veröffentlicht, Forschungen gehen weiter

Die internationale Forschergruppe mit Wissenschaftlern aus Deutschland, Estland, Schweiz, Griechenland, Großbritannien, Tschechien, Italien, Norwegen, Spanien, USA, Kroatien, Irland und Frankreich hat jetzt weitere Fördermittel erhalten, um die Forschung an der Krebsentstehung in den oberen Luft- und Speisewegen fortzuführen.

Ein wissenschaftlicher Artikel ist kürzlich im englischsprachigen Journal Oral Oncology  unter dem Titel „Oral health, dental care and mouthwash associated with upper aerodigestive tract cancer risk in Europe: the ARCAGE (Alcohol-Related Cancers and Genetic-susceptibility in Europe) study” erschienen.
www.oraloncology.com/article/PIIS1368837514000657/abstract

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Mathematik/Informatik
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS)
Prof.Dr. Wolfgang Ahrens
Telefon: 0421  218-56820
Mobil: 0172 408-8706
E-Mail: ahrensprotect me ?!bips.uni-bremenprotect me ?!.de

Junge beim Zähneputzen.
Früh übt sich: Gründliches Zähne putzen und regelmäßige Kontrollen fördern die Mundgesundheit. Foto: fotolia.