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Hohe Auszeichnung für Wolfgang Eichwede

Der international renommierte Osteuropahistoriker Dr. Wolfgang Eichwede, emeritierter Professor für Politik und Zeitgeschichte sowie Gründungsdirektor der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, bekommt den Aleksandre-Men-Preis 2011. Die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung wird dem Bremer Wissenschaftler am 18. Mai in Moskau verliehen. Mit dem Preis werden Menschen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise um den Austausch zwischen Russland und Deutschland verdient gemacht haben. Bisherige Preisträger sind unter anderem die Schriftsteller Lew Kopelew, Tchingis Aitmatow und Ljudmila Ulizkaja, der Journalist Gerd Ruge, Michail Gorbatschow sowie zuletzt die Komponistin Sofia Gubaidulina.

Eichwede, der in den Jahren der osteuropäischen Umbrüche über längere Zeit in Moskaus gelebt und gearbeitet hat, trug durch seine Publikationen und seine Beiträge in Presse, Hörfunk und Fernsehen wesentlich zu einem angemessenen Osteuropabild in der deutschen Öffentlichkeit bei. Dies war auch möglich, weil die Bremer Forschungsstelle Osteuropa ein weltweit anerkanntes und umfassendes Archiv an Samizdat-Kulturen zusammenzutragen hat: verbotene künstlerische, literarische und wissenschaftliche Produktionen aus Polen, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR, worin sich das unabhängige künstlerische und intellektuelle Schaffen des Untergrunds jenseits der Zensur manifestierte.

Der Begriff der Samizdat-Literatur begleitet Eichwede bis heute: Unter seiner Leitung hat ein international zusammengesetztes Forschungsprojekt Dissens und Kultur im östlichen Europa vergleichend untersucht. Die Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr in vier Bänden vorgelegt werden. Außerdem schreibt er an einer Geschichte der Samizdat-Kulturen in der Sowjetunion. Wie viele Men-Preisträger bisher kann auch der russisch-orthodoxe Erzpriester Aleksandre Men selbst zu den Samizdatvertretern gezählt werden, der mit seinen Schriften Zivilcourage gezeigt hat. Men wurde 1990 von einem Attentäter getötet. Eichwede seinerseits hat mit der „Arbeitsgruppe Sowjetische Kulturgüter“ in den 90er Jahren gegen große Widerstände dafür Sorge getragen, dass auch die sogenannte „Beutekunst“ nicht zum Stolperstein, sondern zum Brückenschlag wurde.

Für seine Forschungsarbeit hat der 1942 in Friedrichshafen geborene Historiker eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, so 2002 den ungarischen Staatspreis für Kultur, der traditionell nur an hochrangige ausländische Politiker vergeben wird, sowie 2003 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Das Verdienstkreuz erhielt er in Anerkennung seines Wirkens im Rahmen der vom Bundespräsidenten angeregten „Potsdamer Begegnungen“ des Deutsch-Russischen Kulturforums sowie für sein Engagement zugunsten der Einbindung russischer Studenten und Dozenten in deutsche Forschungs- und Ausbildungsprogramme.

Prof. Dr. Wolfgang Eichwede