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Neue Nature Geoscience-Studie: Erdbeben mobilisierte Treibhausgase

Erdbeben könnten bei der Freisetzung von Treibhausgasen wie etwa Methan eine größere Rolle spielen als bislang gedacht. In einer Studie, die am 28. Juli 2013 vorab online in Nature Geoscience erscheint, untersuchte ein internationales Wissenschaftler-Team die Folgen eines Erdbebens der Stärke 8,1, das sich 1945 vor der Küste Pakistans ereignete. Aufgrund des Bebens traten umgerechnet sieben Millionen Kubikmeter Methan aus dem Meeresboden aus. 62 Jahre nach dem Beben, 2007, gewannen die Wissenschaftler in diesem Gebiet mehrere Sedimentkerne. Eine dieser Proben vom Meeresboden enthielt Methanhydrat, eine eisartige Verbindung aus Methan und Wasser. Die Analysen des Kerns zeigen: zwischen dem Erdbeben von 1945 und den Methanaustritten besteht offenbar ein Zusammenhang.

Das Team aus Geowissenschaftlern des MARUM, Universität Bremen, des Alfred-Wegener-Instituts Bremerhaven sowie der ETH Zürich führt zwei Indizien für ihren Befund an: Ungewöhnliche Sulfat-Profile ließen auf eine erhebliche Zunahme des Methanflusses aus tieferen Schichten des Ozeangrunds Richtung Meeresoberfläche schließen. Zudem wurden Anreicherungen des Minerals Baryt im Meeresboden festgestellt. Aus der Analyse dieser beiden Indizien ließ sich schließen, dass zwischen 1916 und 1962 ein Mechanismus den Fluss des Methans im Meeresboden verstärkt haben musste. Die Durchsicht geowissenschaftlicher Literatur ergab, dass sich 1945 in der Region ein Erdbeben der Stärke 8,1 ereignet hatte. „Die nähere Beschäftigung mit diesem Beben führte uns zu der Annahme, dass es Risse und Spalten am Meeresboden verursachte. So konnte freies Methan, das zuvor unter den Methanhydrat-Schichten gefangen war, in den Ozean entweichen“, erklärt David Fischer.

Vorsichtigen Schätzungen zufolge sind seit dem Erdbeben etwa 7,4 Millionen Kubikmeter Methan aus dem Meeresboden in den Ozean geströmt. Dabei sind die Methanmengen, die als unmittelbare Folge des 1945er Bebens freigesetzt wurden, noch nicht berücksichtigt. Fischer vermutet im nördlichen Indischen Ozean noch mehr Gebiete, in denen sich das damalige Erdbeben ähnlich ausgewirkt hat.

Die jetzige Nature Geoscience-Studie beleuchtet einen bislang weitgehend unbekannten natürlichen Mechanismus, durch den Treibhausgase am Meeresboden freigesetzt werden. „Nur, wenn alle Quellen bekannt sind, lässt sich der globale Kohlenstoffhaushalt genauer abschätzen“, sagt David Fischer. „Der Weltklimabeirat (IPCC) versucht, alle Quellen zu erfassen, aus denen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Unsere Ergebnisse tragen dazu hoffentlich bei.“

Informationen zum Thema Methan

Methan, eine Verbindung aus Wasserstoff und Kohlenstoff, ist eines der stärksten Treibhausgase, da es die von der Erdoberfläche Richtung Weltall reflektierte infrarote Strahlung effektiver absorbiert als Kohlenstoffdioxid. Und dies, obwohl es in der Atmosphäre geringer konzentriert ist als Kohlenstoffdioxid (CO2). Im Meeresboden lagern große Mengen an Methan in Form von Methanhydraten. Die eisartige Substanz ist indes nur unter hohem, durch die Auflast des Meerwassers verursachten Druck sowie in einem bestimmten, niedrigen Temperaturbereich stabil. Solange diese beiden Bedingungen gegeben sind, verhindern die Hydrate, dass das Methan ausgast und in den Ozean und – möglicherweise – in die Atmosphäre austritt.

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Ein Greifarm eines Tauchroboters setzt einen Sensor in den Meeresboden.