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Unterstützung im Kindergarten: Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen

Uni-Psychologen bieten Verhaltenstraining mit Kindern / Projekt-Unterstützung durch SPARDA-Bank / Kindergärten können Interesse anmelden

Sich um Spielzeug streiten, sich mit anderen Kindern anfreunden, eigene Interesse durchsetzen, aber auch zurückstecken können: nicht allen Kindern, die in den Kindergarten kommen, fällt dies leicht – und ihre Zahl wächst. Immer weniger Kindern können Frustrationserlebnisse aushalten oder sind in der Lage, auf andere Kinder zuzugehen. Psychologen sprechen von fehlender sozial-emotionaler Kompetenz und sehen in diesen Defiziten große gesellschaftliche Probleme. Die Konsequenz: möglichst früh Kinder fördern. Das Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation (ZKPR) im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen bietet konkret ein Verhaltenstraining im Kindergarten an. Das Projekt unter der Leitung von Professor Franz Petermann und Dr. Ute Koglin vom ZKPR wird von der SPARDA-Bank finanziell gefördert.

Um Kindern eine optimale Bildungs- und Entwicklungsförderung zu ermöglichen, ist es notwendig, die aktuelle Bildungs- und Förderarbeit in Kindergärten systematischer an neue Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen, wie der Entwicklungspsychologie, Neuropsychologie und Neurobiologie anzupassen. Um das zu erreichen, sind neue Konzepte notwendig, die pädagogische Fachkräfte bei dieser Arbeit unterstützen und gleichzeitig die „Erfolge“ empirisch überprüft.

Ein wichtiger Förderbereich bildet die soziale und emotionale Entwicklung, denn sie bildet nicht nur die Basis für eine gesunde seelische Entwicklung, sondern auch für Entwicklungs- und Lernfortschritte beispielsweise in der Schule. Sozial-emotionale Kompetenzen wirken sich positiv auf den Übergang in die Schule und auf den schulischen Erfolg eines Kindes aus und beeinflussen dadurch vielfältig den Lebensweg eines Kindes.

Der Kindergarten bietet sich als Ort der Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen besonders an, weil Kinder in diesem Entwicklungsabschnitt viele davon natürlich erlernen und aufgrund der neuen Anforderungen durch den Kindergarten darin unterstützt werden. Die Kinder lernen im Kindergarten ein Mitglied einer Kindergruppe zu sein, in der sie sich an bestimmte Regeln halten müssen. Nicht alle Spielzeuge stehen für jedes Kind unmittelbar zu Verfügung, sondern müssen mit anderen geteilt werden. So sind Streitereien um Spielzeuge oder der Aufbau von Freundschaften Herausforderungen, die von Kindern im Kindergarten bewältigt werden müssen. Die Fähigkeit mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer angemessen umzugehen, sich in andere hineinversetzen zu können und nach Konfliktlösungen zu suchen, die neben den eigenen auch die Bedürfnisse eines anderen Kindes berücksichtigen, sind dazu wichtige Voraussetzungen. Sozial kompetente Kinder, die diese Fähigkeiten erworben haben, können leichter Freundschaften aufbauen und sich besser in die Gleichaltrigengruppe integrieren. Eine Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen unterstützt die Kinder in der normalen Entwicklung und trägt dazu bei, das Auftreten von Verhaltensproblemen oder erste Anzeichen davon zu reduzieren. Es kann angenommen werden, dass Kinder mit trotzigem und aggressivem Verhalten sowie schüchterne und sozial unsichere Kinder von der frühen Förderung profitieren.

Wie sieht das Verhaltenstraining aus?

Das Training besteht aus 25 Einheiten, die in 30 bis 40 Minuten mit einer Kindergruppe durchgeführt werden können. Zwei Einheiten dienen der Einführung in das Training und in der letzten Einheit nehmen die Kinder Abschied von dem Training. Nach der Einführung folgen Einheiten zur Förderung der emotionalen Kompetenz und anschließend zehn Einheiten zum Einüben sozialer Problemlösungen. Soziales Verhalten, wie andere Kinder zum Mitspielen einladen, sich abwechseln, wird begleitend durch Rollenspiele eingeübt.

Im ersten Block lernen Kinder die Gefühle korrekt zu benennen und werden angeregt, über Situationen zu sprechen, in denen Gefühle auftreten können. So wird erarbeitet, wodurch Gefühle verursacht werden, wie man sie ausdrücken und regulieren kann. Für den Bereich der emotionalen Kompetenz werden folgende Förderziele angestrebt:

- Basisemotionen (Freude, Trauer, Angst und Wut) und die Emotion „Scham“ erkennen, benennen und ausdrücken,

- Erwerb von Emotionswissen (z.B. Wissen darüber, wodurch Gefühle ausgelöst werden und wie man Emotionen regulieren kann),

 

- sprachlicher Emotionsausdruck (z.B. beschreiben, warum und wann welche Emotionen erlebt werden),

 

- Unterscheidung eigener Emotionen von denen anderer,

- Einüben der Fähigkeit, sich in andere hinzuversetzen (Empathie),

 

- Konflikte und deren Ursachen erkennen und interpretieren,

- sich Handlungsalternativen erarbeiten,

- Konsequenzen von Handlungen berücksichtigen und

- Konsequenzen bewerten.

Das Training ist eingebettet in eine Rahmengeschichte über zwei Meerkinder und ihren Abenteuern, die die Kinder motivieren und unterstützen sollen. Begleitet wird das gesamte Training von einer Handpuppe, die den Kindern Geschichten erzählt und sie bei der Bewältigung der Aufgaben unterstützt. Weitere Methoden sind Modell- und Rollenspiele, Bildergeschichten, Gesprächsrunden, Spiele (Bewegungsspiele, Brettspiel) u. a..

Ablauf des Projekts

Das Projekt startet ab Oktober 2009 mit der Rekrutierung von interessierten Einrichtungen aus Bremen und Niedersachsen. Alle teilnehmenden Einrichtungen erhalten die Materialen für die Durchführung des Programms durch eine Spende der Sparda-Bank Bremen kostenlos. Dies beinhaltet das Spielmaterial inklusive der Handpuppe und dem Manual zum Programm. Es können bis zu 20 Kindergärten teilnehmen. Diese werden in zwei Gruppen eingeteilt, die im Abstand von einem Jahr an kostenlosen Fortbildungen am Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen teilnehmen und das Programm durchführen. Die ersten Fortbildungen sind ab Januar 2010 geplant.

Um das Programm im Austausch mit pädagogischen Fachkräften weiter optimieren zu können, findet eine wissenschaftliche Begleitstudie zur Programmdurchführung statt. Dazu werden u. a. die pädagogischen Fachkräfte und die Eltern zur Entwicklung der Kinder vor und nach Abschluss des Programms befragt.

Interessierte Einrichtungen sind herzlich eingeladen, sich bei Dr. Ute Koglin und Andrea Hallmann unter E-Mail andrea.hallmann@uni-bremen.de für die Teilnahme an dem Projekt zu melden oder um weitere Informationen darüber zu erhalten.

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation (ZKPR)
Prof. Dr. Franz Petermann
Dr. Ute Koglin

Tel. 0421 218 4714
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