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Wer waren die „Kasseler Mohren”?

Internationale Konferenz an der Uni Bremen zur Rolle der Sklaverei in Zentral-Europa

Nr. 338 / 5. November 2013 RO

Die „Kasseler Mohren" waren schwarze Sklaven in den USA, die auf Seiten der Briten mit hessischen Regimentern im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatten. Die Briten versprachen ihnen dafür die Freiheit, die allerdings nur die wenigsten erhielten. Deswegen liefen viele zu den hessischen Söldnern über, die sie als willige Soldaten und Dienstleister in ihren Regimentern aufnahmen. Nach dem Krieg sind viele der Sklaven mit nach Deutschland gegangen. Die Hessen haben sie als Musiker, Ehefrauen, Hilfsarbeiter und Prostituierte mitgebracht. Die meisten haben sich in Kassel als freie Menschen niedergelassen. Über Generationen haben sie sich in die Stadtbevölkerung integriert. Diese Geschichte von „gezwungenen Kriegssoldaten“ ist ein eher ungewöhnliches Beispiel für eine Sklavenbefreiung. Um die verschiedenen Formen von Sklaverei anhand von historischen Fallbeispielen geht es bei der internationalen Konferenz „Black Presence and Practices of Enslavement in 18th Century Central and Northern Europe“, die vom 7. bis 9. November 2013 an der Universität Bremen stattfindet. Veranstalter sind das Institut für Geschichte der Frühen Neuzeit im Fachbereich Sozialwissenschaften und die „Black Studies“ im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften. Europäische, amerikanische und kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden sich in verschiedenen Gruppen und Diskussionen den unterschiedlichen Facetten des Themas widmen.

Bei der Tagung wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich Formen der Versklavung nicht nur auf den Plantagen Amerikas und der Karibik finden ließen, sondern auch auf dem mittel- und nordeuropäischen Kontinent. Dabei geht es ebenso um eine Form der Vergangenheitsbewältigung wie um die Diskussion des Sklaverei-Begriffs. Thematisiert werden Fallstudien schwarzer Präsenz in europäischen Staaten wie Österreich, Schweden und Dänemark. Im Mittelpunkt stehen unterschiedliche Schicksale von erzwungenen oder freiwilligen Einwanderungen von (Ex)Sklaven, die bisher nicht in den Blick der Wissenschaft geraten sind. Das Beispiel der „Kasseler Mohren“ zeigt, wie ungewöhnlich manche Wege aus der Sklaverei verlaufen sind – ein weiteres Beispiel beschäftigt sich mit der Geschichte von Sklaven, die von Missionaren freigekauft und nach Europa gebracht wurden.

Ein weiterer Untersuchungsgegenstand der Konferenz ist der europäische Reichtum in Städten wie Bremen, Bordeaux oder Amsterdam, der direkt mit Gewinnen aus der Versklavungs-Ökonomie in der Neuen Welt verknüpft war. Auch die zeitgenössische Diskussion über die Sklaverei wird überprüft: Wie verhielten sich zum Beispiel die europäischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller? Oder die aufgeklärten Denker? Und welche Rolle spielte dabei die Emanzipation des europäischen Bürgertums? Das Programm zur Konferenz finden Sie im Internet unter www.geschichte.uni-bremen.de.

Weitere Informationen

Universität Bremen
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
„Black Studies“
Jana Geisler
Tel.: 0421 218-68054
E-Mail: geislerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de