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Psychologie bleibt mit 95-prozentiger Sicherheit erhalten

Die bereits dritte Auflage „Das Rektorat informiert“ zog mehr als 150 Neugierige in die Mensa. Zum Auftakt gab es eine Sensation. Rektor Bernd Scholz Reiter verkündete: „Der Studiengang Psychologie bleibt mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit erhalten.“

Er habe eine „Tendenzaussage“ der Behörde, dass zusätzliches Geld für den Umbau des Bachelorstudienganges Psychologie zu erwarten sei, sagte Scholz-Reiter und schränkte ein: „Das Ganze ist zwar noch nicht in Sack und Tüten, aber wir kommen wohl um eine Schließung herum.“ Mit den im Wissenschaftsplan 2020 zugesagten Mitteln wäre das nicht möglich gewesen, da war die Psychologie noch „ein ernsthafter Kürzungskandidat“. Nun aber die überraschende  Wende aufgrund intensiver Gespräche  mit Vertretern der Bremer Wissenschaftsbehörde. Fragend blickte der Rektor in die Runde. „Ich hätte jetzt Luftsprünge erwartet.“ Doch die Zuhörerinnen und Zuhörer waren nur verblüfft. So verblüfft, dass eine Studierende zaghaft fragte, wo die zwei Millionen Euro denn herkommen sollen. „Wir freuen uns, wollen aber nicht auf Kosten von Kitas neu aufgestellt werden.“

19 Vorschläge auf der Liste

Den Vorschlag der Haushaltskommission des Akademischen Senats zur Konsolidierung der Uni-Finanzen erläuterte Kanzler Martin Mehrtens. „Wir müssen den Plan ernst nehmen, es gilt, acht Millionen Euro einzusparen, um unser strukturelles Defizit  per anno auszugleichen.“ 19 Vorschläge hat die Haushaltskommission, in der alle Statusgruppen der Uni vertreten sind, ausgearbeitet. Zuoberst steht die Schließung des Zentrums für Humangenetik (genetische Beratung, pränatale und postnatale Diagnostik) auf der Liste. „Wir finanzieren mit unseren Mitteln aus Forschung und Lehre tarifierte Dienstleistungen für Krankenhäuser und Krankenkassen“, sagte Mehrtens, „das können wir uns nicht leisten“.

Alles kommt auf den Prüfstand

Im Kern lautete die Botschaft des Kanzlers: Alles kommt auf den Prüfstand. So sollen Aufbau und Nachfrage von Studiengängen analysiert und optimiert werden und Institute außerhalb der Fächer genauer angeschaut werden. Welche Beziehungen haben sie noch zu den Fachbereichen? „Stimmen die Ressourcen, die dort naturwüchsig mal zugeordnet wurden?“, fragte Mehrtens. Über Kooperationen solle ebenso nachgedacht werden wie über die Frage, ob Doppelstrukturen in Fachbereichen eigentlich zwingend seien. Genannt wurden Geowissenschaften, Sozialwissenschaften und Kulturwissenschaften.

„Schmerzliche Maßnahme“

Als „besonders schmerzliche Maßnahme“ kündigte der Kanzler die Erhöhung der Verwaltungsgebühren für Studierende an. Sie sollen von derzeit 50 auf 90 Euro erhöht werden. „Wir haben nachkalkuliert und festgestellt, dass die Gebühren rundum in Niedersachsen wesentlich höher sind“, sagte er und stellte klar: „Nicht die Uni, sondern die Senatorin legt die Gebühren fest.“ Es sei nur ein Vorschlag an sie. Als „finanzielle Frage, die bei vielen von uns an die Substanz geht“, kritisierte eine Masterstudierende der Sozialwissenschaft diesen Vorschlag zur Einnahmeerhöhung. „Man hätte ihn gar nicht auf den Tisch bringen müssen“, sagt sie unter dem Beifall der Zuhörerschaft.

Qualität erhalten

Der Akademische Senat am kommenden Mittwoch, 17. Dezember, „trifft weder Schließungs- noch Konsolidierungsbeschlüsse, sondern leitet die Prüfung ein“, beharrte Mehrtens auf Nachfragen aus dem AStA. „Kürzungen machen keinen Spaß, aber wir müssen die Qualität der Studiengänge erhalten“, bekräftigte Thomas Hoffmeister, Konrektor für Lehre und Studium. „Wenn Sie in Bremen Zeitung lesen, dann wissen Sie, alle Bereiche müssen sparen. Wir dürfen das nicht nur aus der Perspektive der Universität sehen“, mahnte Kurosch Rezwan, Konrektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. „Das nenne ich Gerechtigkeit.“ Und Kanzler Mehrtens bekräftigte: „Der Wissenschaftsbereich gehört zu den wenigen, die nominell nicht gekürzt werden, und Sie alle haben großen Anteil daran.“

Versammlung mit vier Männern und Moderator auf dem Podium
Gut besucht: Die Veranstaltung „Das Rektorat informiert“ fand zum dritten Mal in der Mensa statt.
Vier Männer an einem Tisch
Standen Rede und Antwort in der Diskussion: (von links) Thomas Hoffmeister, Konrektor für Lehre und Studium, Kanzler Martin Mehrtens, Rektor Bernd Scholz-Reiter und Kurosch Rezwan, Konrektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs.