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Wie die Englischdidaktik ihr erfolgreiches ForstA-Konzept verstetigt

Wie gelingt es, Studierende zu einer forschenden Grundhaltung mit hohem Praxisbezug zu bewegen? Die Englischdidaktik der Uni Bremen hat dafür bereits 2013 ein patentes und erfolgreiches Konzept entwickelt. Nun ist es ausgezeichnet worden und kann weiter verstetigt werden. „Wir gehen in der Lehre…

In der Regel wird ein ForstA-Projekt (Forschend studieren von Anfang an) drei Semester lang vom Bund finanziert. Etwa 100 Studierende aus dem Bachelor- und Masterstudiengang English Speaking Cultures waren seither eingebunden und haben sich auf vielfältige Weise mit Heterogenität der Schülerinnen und Schüler im Englischunterricht auseinandergesetzt. Sie haben unter anderem untersucht, wie viel Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler zweisprachig sind und wie man diesen Vorteil für den Englischunterricht nutzen kann. „Wir haben unsere Ziele erreicht“, sagt Sabine Doff, „forschende Praxisbezüge wurden im Curriculum für den Bachelorstudiengang im dritten Semester verankert.“ Inzwischen heißt das Lehrkonzept ForschEND, wobei die Versalien am Wortende für „Englischdidaktik“ stehen.

Lehre hoch n: „Wir bringen ein, was wir gut können“

Das Projekt wurde vor kurzem mit 15 000 Euro ausgezeichnet und in das Kolleg „Lehre hoch n“ eingeladen. Die Gemeinschaftsinitiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und vier weiterer Stiftungen dient dem Austausch erfolgreicher universitärer Lehrkonzepte. 2015 stehen Sprach-, Literatur- und Geschichtswissenschaften im Fokus. „Am 9. April nehmen wir das erste Mal an einem drei Tage währenden Kolleg teil“, freut sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin Fatou Julia N'Jie. Insgesamt werde es übers Jahr verteilt vier solcher Treffen geben. „Wir werden vortragen, was wir gut können“, sagt Professorin Doff: „Theorie-Praxisverbindung, Professionsbezug im Hinblick auf den Lehrberuf. Von anderen Hochschulen wollen wir unter anderem wissen, wie es noch besser gelingen kann, auch die Heterogenität der Studierenden angemessen und systematisch zu berücksichtigen.“

Systematisches Nachjustieren möglich

Vor allem aber sei mit dem Fördergeld jetzt das „systematische Nachjustieren“ möglich. Beispiel: Das forschende Studieren im dritten Bachelorsemester sei eigentlich zu früh angesetzt. „Wir werden es ein Semester später ins Curriculum einbinden und können diese erneute Veränderung nun auch fundiert evaluieren.“ Studierende bräuchten mehr Unterstützung als anfangs angenommen, schildert Fatou Julia N’Jie ihre Erfahrungen, die sie bereits im vorausgegangenen ForstA-Projekt gesammelt hat. „Wir müssen stärker vorstrukturieren.“ Auch die Themen werden jetzt ausgeweitet. Neben sprachlicher Heterogenität sei auch der Umgang mit Inklusion im Fremdsprachenunterricht für die Studierenden interessant. „Da gibt es im Praktikum noch zu wenig gute und erprobte Beispiele“, sagt Professorin Doff. Auch interessierten sich Studierende bei ihren selbstgewählten Forschungsthemen dafür, wie Englischlehrkräfte die Lehrwerke im Unterricht einsetzen.

Blick in die „didaktische Schatzkiste“

Was bei dem preisgekrönten Lehrprojekt ebenfalls gut klappt und beibehalten werden soll, sind die Workshops für Studierende, Referendare und Lehrkräfte. Sie finden einmal im Semester statt und werden von der Englischdidaktik in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule (LIS) an der Universität veranstaltet. Und sie werden vom LIS als Fortbildung anerkannt. Ausgewählte Expertinnen und Experten geben Einblick in ihre „didaktische Schatzkiste“. Diskussionen kommen in Gang, von denen alle Beteiligten profitieren. Sowohl die Studierenden als auch die Lehrkräfte aus der Praxis. Und das ist nicht selbstverständlich.

Zwei Frauen zeigen ein großes Poster
Anglistikprofessorin Sabine Doff (links) und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Fatou Julia N'Jie zeigen ein Poster mit Erläuterungen zum ausgezeichneten Lehrkonzept.