Wissenschaftsschwerpunkte

Spitzenforschung in fünf Wissenschaftsschwerpunkten

Die Wissenschaftler:innen der Universität Bremen suchen Antworten auf die großen Zukunftsfragen heutiger Gesellschaften. Sie tun dies in fünf wissenschaftlichen Schwerpunkten, die das Forschungsprofil der Universität prägen – und zugleich zentrale Innovationsfelder des Landes Bremen widerspiegeln.

In diesen Schwerpunkten, die interdisziplinär ausgerichtet sind, kooperieren die Forschenden eng mit außeruniversitären Instituten der Spitzenforschung, gemeinsam finanziert von Bund und Land. Die Wissenschaftsschwerpunkte werden regelmäßig evaluiert. Über neue Schwerpunkte entscheidet der Akademische Senat der Universität auf der Grundlage transparenter Kriterien.

Tauchroboter Quest

Meeres-, Polar- und Klimaforschung

Ozeane, Polarregionen und Atmosphäre – ihre Rolle im globalen Klimawandel in der geologischen Vergangenheit und in der Gegenwart steht im Fokus der Meeres- und Umweltforschung des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen.

Im Ozean-Exzellenzcluster wird am MARUM, eng eingebunden in internationale Forschungsprogramme, das Meer von den Küsten bis in die Tiefen der Ozeane untersucht. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Großgeräten. Dazu gehören ferngesteuerte Unterwasserroboter, die in den Meerestiefen wie die Augen und Arme der Forscher agieren, oder auch zwei mobile Bohrgeräte, die Bohrkerne bis in 2000 Metern Tiefe bergen können. Mit dem Bohrkernlager verfügen die Bremer über ein einzigartiges Klima-Archiv, das der internationalen Forschungsgemeinschaft Proben aus aller Welt zugänglich macht. Im Forschungszentrum BreMarE wird zudem das Ökosystem Meer anhand der Anpassungsstrategien von ausgewählten Kleinstlebewesen erforscht. Darüber hinaus untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Umweltphysik in diesem Schwerpunkt unter anderem die Atmosphäre mit satellitengestützter Erdfernerkundung.

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Seminar an der BIGSSS in den Sozialwissenschaften im Jahr 2023

Sozialer Wandel, Sozialpolitik und Staat

Ungleichheit, Sozialpolitik, Sozialstaatlichkeit – mit diesem Fokus widmen sich Wissenschaftler:innen am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik und am Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS) der Entwicklung von Gesellschaft und Wohlfahrtsstaat im Spannungsfeld von Globalisierung und Liberalisierung einerseits und geopolitischer Konkurrenz und ökonomischer Abkoppelung andererseits.

Zwei kollaborative Projekte sind für diese Forschung zentral: In einem Sonderforschungsbereich (SFB 1342) untersuchen die Wissenschaftler:innen, wie sich die Sozialpolitik seit ihren Anfängen vor 150 Jahren weltweit verbreitet hat und welche länderspezifischen Varianten seither entstanden sind. Die analytische Perspektive wird dabei vom Nationalstaat auf Interdependenzen zwischen Gesellschaften und vom globalen Norden auf den globalen Süden erweitert. Im bundesweiten Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) befassen sie sich mit sozialen, kulturellen und politischen Ungleichheiten und Konflikten als Gefährdungsquellen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Hier liegt das Augenmerk auf den Beziehungen zwischen unterschiedlichen sozialen Milieus und der Frage, ob diese immer weiter auseinanderdriften und wie sich Verständigung über Milieugrenzen hinweg ermöglichen lässt.

Die jüngste Forschungsinitiative zu Globaler Solidarität (GlobaLab) integriert diese laufenden Forschungsstränge in ein neues Format der transnationalen Zusammenarbeit, das verschiedene inhaltliche, analytische und methodische Ansätze aus der ganzen Welt verbindet. Leitfrage ist, ob und unter welchen Bedingungen globale Solidarität in einer fragmentierten Welt möglich ist.

Ihrer traditionellen Stärke folgend arbeiten die Wissenschaftler:innen in diesem Wissenschafts­schwerpunkt empirisch, theorieorientiert und international vergleichend. Dazu gehört die im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderte Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS), an der Doktorand:innen aus aller Welt soziale und politische Integration erforschen und erleben.

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Light microscopy image of magnetic chitosan helices

Materialwissenschaften und ihre Technologien

Ressourcenschonend, maßgeschneidert, beständig – diese Kriterien stehen im Mittelpunkt der Forschung am MAPEX Center for Materials and Processes. Die Wissenschaftler:innen verfolgen sie entlang der gesamten Prozesskette, von der Entwicklung bis zur Anwendung von Materialien aller Art.

Ein Fokus liegt auf der Erforschung der schwer vorhersehbaren physiko-chemischen Veränderungen von Materialien, die während ihrer Synthese, Fertigung und Nutzung auftreten. Ihre Erkenntnisse nutzen die Forschenden, um ressourcenschonende Materialien und Prozesse zu entwickeln. Mit diesen können alltägliche Hightech-Produkte wie Autos, Flugzeuge oder Handys leistungsfähiger, zuverlässiger und nachhaltiger werden.

Eine immer größere Rolle spielen dabei der Einsatz und die Produktion von Materialien unter extremen Bedingungen. In der vom MAPEX ins Leben gerufenen Humans on Mars Initiative steht genau das im Mittelpunkt. Die beteiligten Wissenschaftler:innen erforschen, wie lebensnotwendige Güter und Ersatzteile mit knappen Ressourcen und ohne Einsatz von fossilen Energieträgern produziert werden können. Die ‚Marsperspektive‘ ermöglicht dem interdisziplinären Team von Forschenden, Ressourcenknappheit als Chance und Grundlage für ein Paradigma der Nachhaltigkeit zu begreifen – auch auf der Erde.

Die Wissenschaftler:innen am MAPEX vereinen alle Disziplinen der Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie der Mathematik. Ihr Ziel ist ein vertieftes Verständnis der Beziehungen zwischen Prozessen, Eigenschaften und Leistung von Materialien. Sie setzen dazu modernste Methoden im Bereich der Materialsynthese und -charakterisierung sowie der computergestützten Modellierung von Materialen und Prozessen ein.

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KI-Forschung mit Roboter PR2 bei MMM im Jahr 2023

Minds, Media, Machines

Ein verbessertes Verständnis von Intelligenz zum Wohle der Gesellschaft – an diesem Forschungsziel arbeiten Wissenschaftler:innen aus der Informatik, den Natur-, Ingenieurs- und Geistes­wissenschaften im Wissenschaftsschwerpunkt Minds, Media, Machines (MMM).

Dafür entwickeln MMM-Wissenschaftler:innen zum Beispiel im Sonderforschungsbereich EASE (SFB 1320) eine neue Generation von Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) für Roboter mit kognitiven Fähigkeiten, die Menschen gemäß ihren Bedürfnissen im Haushalt unterstützen. Zentral für die Entwicklung derartiger KI ist die Frage, wie Mensch und Maschine gemeinsam lernen. Um dies zu erforschen, ist die Ko-Konstruktion – das gemeinsame Generieren von Wissen und Fähigkeiten von Menschen und Robotern – ein entscheidendes neues Konzept, das MMM im in einem Exzellenzclusterantrag mit Wissenschaftler:innen der Universitäten Bielefeld und Paderborn vorantreibt. Das Forschungsfeld der kooperativen und kognitiven KI stärkt MMM weiterhin durch die Kooperation mit dem Joint Research Center on Cooperative and Cognition-enabled AI (CoAI JRC).

Für große Leuchtturmprojekte wie diese bauen die Wissenschaftler:innen in MMM auf eine starke Basis aus drei Säulen: Der Forschungsbereich Minds widmet sich der Frage, wie wir natürliche kognitive Systeme wie den Menschen zum Beispiel durch Computermodelle besser verstehen können. Im Bereich Media wird untersucht, wie Menschen mit digitalen Medien interagieren und wie wir die Digitalisierung zum Wohle der Gesellschaft nutzen können. Im Bereich Machines entwickeln Wissenschaftler:innen intelligente technische Systeme – sowohl kleinste Hardwarebausteinen als auch kognitionsbasierte Roboter – und erforschen dabei, welche Methoden der kognitiven KI, dem Maschinellen Lernen und Data Science dafür am besten geeignet sind.

Die MMM-Wissenschaftler:innen arbeiten interdisziplinär und verbinden mit ihrer Forschung die drei Säulen. Auf diese Weise prägen sie Forschungsfelder, die sich drängenden gesellschaftlichen Fragen widmen. Künstliche Intelligenz wird dabei menschzentriert konzipiert, sodass sie auf menschliche Bedürfnisse eingehen kann und Menschen über die Nutzung ihrer Daten und damit ihre Privatheit selbst entscheiden können.

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Laborantin am PC

Gesundheitswissenschaften

Prävention, Gesundheitsversorgung, Pflege – diese drei Bereiche stehen im Mittelpunkt der gesundheitswissenschaftlichen und epidemiologischen Forschung.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen beispielsweise, wie Lebensstil und Umwelt zur Entstehung oder Vermeidung chronischer Erkrankungen beitragen, welche gesundheitsfördernden Maßnahmen wirksam und effizient sind oder wie eine bedarfsgerechte gesundheitliche und pflegerische Versorgung sichergestellt werden kann. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Fragen der Gerechtigkeit bei Gesundheit und gesundheitlicher Versorgung, etwa dem Phänomen, dass wohlhabendere Menschen eine höhere Lebenserwartung haben. Zudem untersuchen die Forscherinnen und Forscher den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Alterungsprozess. Sie erarbeiten grundlegende Erkenntnisse für die Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung. Dabei kooperieren sie eng mit regionalen, nationalen und internationalen Gesundheitsforschungszentren und Einrichtungen des Gesundheitssystems.

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Aktualisiert von: SPE